Und wir waren mal wieder auf der Böhme ...
(31. Juli - 01. August 2021)
In früheren Jahren verging kaum eine Saison, in der nicht eine Expedition auf diesen unbedeutenden Heidefluss anstand - inklusive kulinarischen Abstecher ins Restaurant des Campingplatzes "Böhmeschlucht" zu Haxenessen oder Grünkohl satt. Dann änderte sich das Bild vor ca. fünf Jahren und plötzlich war die Böhme out. Jetzt haben wir diese Tradition wiederbelebt. Sieben KaGeLs und zunächst ebensoviele TeilnehmerInnen vom KSC verabredeten sich ziemlich spontan für das letzte Juli-Wochenende, um ganz gegen die üblichen Gepflogenheiten, die Böhme-Befahrung mitten im Sommer durchzuführen.
Schon drohte Abbruch wegen Niedrigwassers. Mit Hängen und Würgen erreichte der Pegel die notwendige 140 cm-Marke. Wir konnten starten. Einsatzort war nicht, wie ursprünglich geplant, Tetendorf bei Soltau sondern Jettebruch etwa acht Kilometer flussabwärts. Das ersparte uns eine vermutlich recht verkrautete Strecke auf dem schmalen Oberlauf. Aber nach einer ultrakurzen Einpaddelstrecke von wenigen hundert Metern bis zur ersten Wehrumtragung konnte es richtig losgehen im gewundenen Labyrinth der Heideflussmäander. Die Pferde an der Umtragestelle bei der Mühle Bömme werden uns in wenig guter Erinnerung bewahren. Weil wir ohne Pause zu machen über ihre Weide trabten, fielen auch keine Leckerbissen für sie ab. Merke: die Tourismusbranche ist auch in der Tierwelt in der Krise!
Mit leichter Strömung und vielen gut gesetzten Steuerschlägen bewegten wir unsere kurzen Boote zwischen schilfigen Ufern und unter tiefhängenden Ästen hindurch bei ordentlichem Wetter den Fluss hinab. Der angesagte Regen verschonte uns bis Dorfmark. Dort wetterte das Gros der Gruppe einen heftigen Schauer unter einer breiten Straßenbrücke ab. Nur die jüngste Teilnehmerin - Mitfahrerin in ihres Vaters Faltkanadier - wurde von der Dusche buchstäblich kalt erwischt. Glücklicherweise kam kurz danach die zweite Umtragestelle, die ihr trockene Wechselklamotten und wieder gute Laune einbrachte. Alle anderen nutzten die Zwangspause auf dem Hof des örtlichen Kanuverleihs vor allem zur Verpflegungsaufnahme. Gut gestärkt und beeindruckt vom Anblick des Hängerballetts der Verleiher-Busgespanne setzten wir die Reise flussabwärts fort.
Die Böhme fließt nach Dorfmark als relativ breiter Fluss durch alte Mischwälder, die ihr eine leicht verwunschene Aura bescheren. Sogar einige kleine Schwälle gibt es hier, die einige der nicht sonderlich verwöhnten Wildwasserfraktion verzweifelt zum Spielen benutzten. Der Fluss ist einfach zu gutmütig! Dann nahte nach zwölf Kilometern schon der Campingplatz und damit das Ende der ersten Etappe. Zwei besonders unausgelastete TeilnehmerInnen fuhren noch weiter bis fast nach Fallingbostel, um dann ihre Boote zu wenden und sich stromaufwärts zurück zum Zeltplatz zu kämpfen. Es wurde kein heftiger Kampf!
Der Rest des Tages gehörte den Gaumenfreuden: Nach der lebensspendenden warmen Dusche begann der kulinarische Teil mit Kuchen in Fallingbostel, erstreckte sich über Eis zum Nachtisch bis hin zum currywurst- und schnitzellastigen Abendessen, um dann im sanften Wein- und Bierrausch auszuklingen.
Auftritt Tag zwei! Die nächtlichen Schauer waren am Morgen schon weitestgehend getrocknet. Zeit die Zelte abzureißen und die Autos nach Walsrode zum Endpunkt zu bringen. Nur eine knappe Stunde später folgten wir ihnen zu Wasser. Nun waren die Lister in der Überzahl. Familienfeiern, spontane Erkrankungen und der Wunsch nach Ruhe dezimierten die Schar der KSCler, die sich als liebenswürdige Fahrtenpartner erwiesen hatten. Na gut, dann also ohne sie weiter, zuerst ins mittlerweile sattsam bekannte Fallingbostel, wo sich eine Teilnehmerin als Geburtstagskind des Tages outete und allen ein Eis spendierte. Die örtliche Gastronomie muss sich an uns eine goldene Nase verdient haben.
Dann hatten uns - nach dem Fallingbosteler Wehr - die Flussschlaufen der Böhme wieder. Zehn Kilometer ging es hin und her und (fast) im Kreis, dann wurde das Bedürfnis nach einem Pausenplatz übermächtig. Allein, es kam keiner mehr des Weges. Dafür setzte Donnergrollen in der Ferne ein. So nahmen wir einen Platz im Wald mit relativ flacher Uferböschung zum Pausieren. Kaum passten alle Boote auf das schmale Fleckchen Erde. Das Gewitter zog ab, dafür kam der Regen und zwar heftig. Unter den Bäumen wurde es nass. Wir wurden nass. Am trockensten war es auf dem Wasser! Leider hielt die Trockenheit des Wassers nicht lange. Aber wir hatten nur noch drei Kilometer zu überwinden bis zu unserem Ziel - dem Vogelpark ... äh ... Schulzentrum Walsrode. Trockene Klamotten waren das Gebot der Stunde. Dann schnell die Boote auf die Dächer und ab nach Hause. Staus auf der A7 warfen sich uns nicht mehr in den Weg. So besaßen wir noch die Kraft, das erfolgreiche Fahrtenwochenende beim Griechen in der List ausklingen zu lassen. Ein Hauch Normalität hatte uns wieder!